Sylvère Lotringer, französischer Literaturprofessor in New York, besuchte in der französischen Provinz Dr. Latrémolière, den Nervenarzt, der in den 40er Jahren Antonin Artaud behandelt hat. Der Arzt unterzog Artaud in der psychiatrischen Klinik von Rodez u. a. Elektroschocks.
Artaud, klarsichtig in seiner Verstörung, hat die Folgen dieser Behandlung präzise beschrieben: »Der Elektroschock läßt in mir nichts als Verzweiflung, er nimmt mir mein Gedächtnis, macht meinen Verstand und mein Herz stumpf, verwandelt mich in jemanden, der abwesend ist und wochenlang sein Selbst sucht, wie ein Toter neben einem Lebendigen, der nicht mehr er selbst ist.« (Artraud in einem Brief an Dr. Jacques Latrémolière vom 6. Januar 1943)
Dieses Buch veröffentlicht zum ersten Mal das Streitgespräch zwischen Lotringer, Bewunderer Artauds, und Dr. Latrémolière. Zwei Welten treffen aufeinander:
Dr. Latrémolière: »Artaud hat uns nichts zu sagen. Er hatte uns niemals etwas zu sagen. Er war ein klassischer Paranoiker mit einem ausgeprägtem Größen- und Verfolgungswahn. Das einzige, was ihn interessierte, war er selbst. Zu der Zeit, als ich ihn kannte, war er Christus, der Mittelpunkt der Welt. Also erzählen Sie mir nicht, daß er die Menschheit vorangebracht hat. Das Gegenteil war der Fall.«
Lotringer: »Aber alle großen zeitgenössischen Regisseure sahen in Artaud einen Vorläufer.«
Dr. Latrémolière: Ja, ja. Überspanntheiten laufen eben am besten.«
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