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Filmarbeit

Filmarbeit

Amerika Amerika (Eine Filmerzählung) und zwei Gespräche mit Elia Kazan.

Mit einem Vorwort von Fatih Akin

2007

Fadenheftung. Broschur. 296 Seiten. 25 Abb.
ISBN 978-3-89581-159-3

9,90 € 17,90 € *

vergriffen

Restexemplare sind auf Anfrage beim Verlag erhältlich: vertrieb@alexander-verlag.com

Amerika Amerika (1963/64) war ursprünglich ein Drehbuch, darum liest sich der – später zu einer Erzählung bearbeitete – Text wie die Beschreibung eines Films. Die intensiven und anschaulichen Bilder machen das Buch zu einem mustergültigen Beispiel für filmisches Erzählen.

Basierend auf seiner eigenen Familiengeschichte erzählt Kazan den abenteuerlichen Weg eines jungen Griechen aus dem Südosten der Türkei nach Amerika, dem »Land der Freiheit«, vor dem Hintergrund der Unterdrückung der griechischen und armenischen Minderheiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Das Buch enthält weiterhin als deutsche Erstveröffentlichungen zwei Gespräche mit Elia Kazan über die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe des Films America America (Die Unbezwingbaren), sowie über seinen preisgekrönten Film On The Waterfront (Die Faust im Nacken). Kazan beschreibt auf faszinierende Weise seine Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur, insbesondere die Dreharbeiten mit Marlon Brando, und nimmt Stellung zu seinen umstrittenen Aussagen vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten (HUAC) in der McCarthy-Ära.

 

»Es ist ein Gespräch in der Tradition des Truffaut-Hitchcock-Buchs, das sehr detailliert Auskunft gibt über die Arbeitsweise Kazans.«
Verena Lueken, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Jörg Fauser
Amerika


Jemand drückt mir Kazans
America, America in die Hand.
Irgendwann abends, wenn der Wolfman
Janis Joplin spielt, lese ich
America, America.

Eigentlich hat sich nichts geändert,
geblieben ist der Schnee,
bleiben werden die Frachter,
die Lastträger, das Messer
in der Seitengasse, die Moscheen,
der Blick frühmorgens über die See,
die Wanzen, der Geruch nach Raki,
Opium und Armut.
Das, was man endlich verstanden hat,
bleibt. Alles andere
Utopie.

Ich geh raus, München 74, Winter,
Glatteis, ein Bier nebenan,
Ruhe: nichts
ändert sich.

Ich rufe an.
Es ist spät.
Ihre Stimme: »Ist denn
irgendwas?
»Nein, nichts ist.
Konnte nicht schlafen.«
Der Wind zerrt Zeitungen
über die Kirchenstraße.
»Bis bald.« »Ja.« Ich hänge auf.
Ich liege auf der Matte, immer noch
Janis Joplin, die Toten
in einer Umdrehung von 45.
Und die Schreibmaschine.
Ich spanne einen Bogen ein.

Schnee fällt auf die Lastträger,
die Krüppel, Nebelhörner im Hafen.
Neben mir ein Drink.
Ich trinke.

13. 12. 1974

in: Jörg Fauser, Trotzki, Goethe und das Glück . Gesammelte Gedichte und Songtexte, Jörg-Fauser-Edition IV, Alexander Verlag Berlin 2005

  lebendigital, AMERIKA (aus: "Fausertracks" von lebendigital)