Der komplizierte Prozess der Wiedervereinigung am Beispiel des ehemaligen Staatstheaters der DDR in der Nachwendezeit.
Michael Eberth folgt 1990 dem Ruf Thomas Langhoffs als Chefdramaturg an das Berliner Deutsche Theater, das ehemalige Staatstheater der DDR. Langhoff, mit dem Eberth eine langjährige Arbeitsbeziehung verbindet, will einen Westdramaturgen an seinem Theater haben. Eberth ist gespannt auf das Neue – und stößt auf ihm menschlich, organisatorisch und vor allem künstlerisch fremde Strukturen, die ihn an den Rand der Verzweiflung treiben.
Bevor er das Theater verlässt, setzt er den Regiestudenten Thomas Ostermeier als Leiter der neuen Spielstätte »Baracke« ein und verfolgt mit Genugtuung, wie der junge Künstler sie in anderthalb Spielzeiten zum »Theater des Jahres« macht.
Eberths Tagebücher sind Dokument eines Verständigungsversuchs am Rande des Scheiterns, sind theatergeschichtliches Zeitzeugnis, geben teils haarsträubende Einblicke hinter die Kulissen des von Eitelkeiten und Wahn durchdrungenen Kunst- und Politikbetriebs der neuen Hauptstadt – und sind leidenschaftliches Plädoyer für eine alte und vermeintlich unzeitgemäße Kunst.
»Mein Schlüsseltext zum Deutschen Theater ist Michael Eberths Tagebuch ›Einheit‹, weil es absolut ehrlich ist. Eberth sagt: Ich habe fünf Mal gekündigt und bin doch geblieben. Das finde ich sehr sympathisch, weil man merkt, er ist nicht von Langhoff weggekommen, obwohl er es hier schwer hatte und auch selbst Fehler gemacht hat. Über solche Texte habe ich gelernt.« Ulrich Khuon (2009–2023 Intendant des Deutschen Theaters Berlin)