Über den Verlag
»Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen.« Kurt Wolff
Der Alexander Verlag Berlin gehört zu den wenigen Verlagen, die ihren Schwerpunkt auf Theater- und Filmliteratur gelegt haben. Gegründet wurde er 1983 von Alexander Wewerka in West-Berlin, der nach einer Buchhändlerlehre und einem Versuch, als Schauspieler in Paris zu reüssieren, als 23-Jähriger seine Interessen Theater, Literatur und Kunst miteinander verband. Die Neuauflage von Peter Brooks »Der leere Raum« wurde zum Wegweiser für das, was den Verlag auszeichnet: Theorie aus Erfahrung der Praktiker:innen vermittelt.
Das Theater- und Filmbuchprogramm umfasst Autobiografien, Interviewbände (u.a. die Reihe Nahaufnahme und die Reihe Postdramatische Portraits, Künstler:innentexte, Monografien und praxisorientierte Fachbücher von und über u.a. Christopher Rüping, Luc Bondy, Ariane Mnouchkine, Valeska Gert, Frank Castorf, Aki Kaurismäki, Sasha Waltz, Jean-Claude Carrière, Günther Rühle, Jan Kott, Claus Peymann, Hans-Thies Lehmann, Michael Caine, Dominik Graf, David Lynch, Luis Buñuel, Andrej Tarkowski, Ingmar Bergman, Margarita Broich, Michael Haneke, Claude Sautet, Robert McKee, Lee Strasberg, Max Ophüls, Carl Hegemann, Fritz Kortner, Robert Wilson, Ivana Chubbuck, Susan Batson, Hermann Schmidt-Rahmer.
Immer wieder gab es Ausflüge in literarische Gefilde: u. a. mit einer neunbändigen Jörg-Fauser-Werkausgabe (2004 bis 2009), der auf 25 Bände angelegten Ross-Thomas-Edition, die im März 2025 mit dem Band »Stimmenfang« abgeschlossen wurde; Literatur aus Afrika (Amos Tutuola, Chinua Achebe, Aimé Césaire) und den Niederlanden (Louis Paul Boon, Jan Wolkers), der Reihe Kreisbändchen. Zuletzt erschienen Bücher von Guy de Maupassant und Alphonse Daudet in Zusammenarbeit mit der Übersetzerin Elisabeth Edl, im Herbst die deutsche Ausgabe eines italienischen Klassikers aus den 1970er Jahren: Vincenzo Ceramis »Ein ganz normaler Bürger«.
Im Frühjahr 2025 erschien die deutsche Erstausgabe eines Essays von Boris Groys: »Zum Kunstwerk werden«.
Ein neues Feld (Verkehrswende, Stadtplanung) wurde 2023 mit der Veröffentlichung von Hermann Knoflachers "Virus Auto 4.0" betreten; die Fortsetzung folgte 2024 mit Carlos Morenos "Die 15-Minuten-Stadt", 2025 erschien ein Buch des Berliner Soziologen und Verkehrsforschers Andreas Knie. Zum Thema Kolonialismus ist zu Aimé Césaires Klassiker ein weiterer Titel hinzugekommen: Sven Lindqvists "Rottet die Bestien aus!"
Die wichtigsten Kriterien bei der Programmgestaltung sind persönliches Interesse und Begeisterung, gepaart mit einem gewissen Missionarseifer. Bestseller gibt es keine, dafür diverse longseller.
Das Verlagslogo geht auf einen Linolschnitt des französischen Künstlers Roland Topor zurück – ein Skifahrer, der über ein Gehirn gleitet und dabei mit Leichtigkeit (und etwas Glück) auf unebenem Terrain die Balance hält.
Der Verlag gewann für die 36stündige Audiosammlung »MÜLLER MP3« mit Heiner-Müller-O-Tönen den Deutschen Hörbuchpreis 2012 und wurde 2019 und 2024 mit dem Deutschen Verlagspreis ausgezeichnet. Außerdem ist der Alexander Verlag Berlin Kurt-Wolff-Preisträger 2023.
Einmal fragte mich eine Marketingspezialistin, ob das Verlagsprogramm und meine Art zu arbeiten, etwas mit dem Umstand zu tun haben könnten, dass ich der Sohn eines bildenden Künstlers bin? Seltsam, dass mich das vorher nie jemand gefragt hat – und dass mir das selbst bis dahin nicht bewusst war. Aber einiges erklärt!
Seit 2003 liegt die Gestaltung der Bücher und Drucksachen bis auf wenige Ausnahmen bei Antje Wewerka.
Bei der Verlagsgründung 1983 war ich 23 Jahre alt, Ende dieses Jahres werde ich 66 und hätte nichts dagegen, mit einem jüngeren Menschen über eine mögliche Nachfolge oder Fortführung zu sprechen ...
Alexander Wewerka, Mai 2025