»Daudet hatte den kalten Blick – aber auch ein mitfühlendes, leidendes Herz.« Julian Barnes
Zwischen 1887 und 1895 protokollierte der Romancier Alphonse Daudet frei von jedem Selbstmitleid die Etappen seiner Syphiliserkrankung. Zwischen den Zeilen schimmert eine fast ungebrochene Schaffenskraft eines Wortkünstlers auf, der mit Hilfe von Morphium und Chloral täglich nur noch wenige Stunden schreiben konnte.
Daudets Notizen, ergänzt durch die medizinisch-biografisch-historischen Anmerkungen des Herausgebers Julian Barnes, sind ein kleines Meisterwerk.
Die Originalausgabe von La Doulou erschien erst 1930 in Paris; die deutsche Erstausgabe 2003 im Bremer manholt verlag.
»Der Faszination, die von diesem schmalen Band ausgeht, kann man sich schlecht entziehen. Ein seltsam heller, eisklarer Ton durchdringt hier alles. Schmerz lässt den einen schreien, den anderen verstummen, Daudet aber versucht, sich im Moment der Pein zum Sprechen zu zwingen. Die Reise ins Land der Schmerzen wird eine Suche nach einer Wahrheit jenseits der Sprache. Kreisend, bohrend, wie der Schmerz selbst, so sucht Daudet nach Bildern, wenigstens sein Erscheinen zu erfassen.« Benedikt Erenz, DIE ZEIT