»Schwerer ist es, das Gedächtnis der Namenlosen zu ehren als das der Berühmten.« Walter Benjamin
Wulf Herzogenrath zeichnet das Leben seiner Mutter Gertraudt Schaefer nach, das von der Jahrhundertwende, über den Ersten und Zweiten Weltkrieg, bis hin zur Teilung Deutschlands und der Wiedervereinigung reicht – Jahre der Katastrophen und des Aufbaus, der politischen und künstlerischen Umbrüche.
Schon als Heranwachsende kam Gertraudt Schaefer mit avantgardistischen Strömungen in Verbindung, die sich als Brennpunkte innovativer Persönlichkeiten und Institutionen herausstellen sollten: Hellerau (Émile Jaques-Dalcroze), Hiddensee (Hiddenseer Künstlerinnenbund), Ober Hambach (Odenwaldschule, Edith und Paul Geheeb), Berlin (Alice Salomon, Erna Lenvai-Dircksen, der Lette-Verein), Dornach (Rudolf Steiner, Marie Steiner-von Sivers).
Der Band präsentiert erstmals eine Auswahl von Gertraudt Schaefers visuellen Arbeiten (Zeichnungen, Illustrationen, buchbinderische Handwerkskunst) sowie Gedichte und Geschichten, Tagebücher und Aufzeichnungen. Eine besondere Rolle nimmt die umfangreiche Korrespondenz mit ihren Freunden und zahlreichen Verehrern ein. Neben enthusiastischen Briefen des Dichters Walther Georg Hartmann und Liebesbriefen des New Yorker Pelzhändlers Ernst Stein wird erstmals der Briefwechsel mit dem Bewunderer ihrer Lyrik, Wolf von Niebelschütz, Autor des Romans Der blaue Kammerherr, betrachtet und in Auszügen veröffentlicht.
Die Publikation erscheint mit freundlicher Unterstützung durch die Karin und Uwe Hollweg Stiftung und in Kooperation mit dem Magdeburger Forum Gestaltung e.V.
Hier ein dreiminütiger Fernsehbeitrag über das Buch, der am 19. Januar 2023 in der Fernsehsendung buten un binnen zu sehen war.